Flussbett

Gerecht und rechtschaffen …

Jürgen Ferrary
14. Januar 2025

Wir befinden uns im 8. Jahrhundert vor Christus. Nachdem König Salomo verstorben war, hatte sich das Volk Israel in einen Nordteil und einen Südteil gespalten. Beide Staaten wurden zu Rivalen, obwohl sie eigentlich aus einem Volk bestanden und den selben Gott anbeteten. So ist das manchmal.

Das Südreich bestand aus den Stämmen Juda und Benjamin und hatte weiterhin Jerusalem als politischen und religiösen Mittelpunkt. Und hier im Südreich wird der Prophet Amos geboren, der aber dann gegen 750 vor Christus im Nordreich, das sich weiterhin „Israel“ nennt, auftritt.
Und Gott spricht sehr deutlich durch diesen Propheten. Dem Land geht es eigentlich gut. Im Norden ist man sicher, und es herrschen Frieden und Wohlstand. Vielleicht würde man denken oder sagen: Die Menschen im Nordreich waren gesegnet. Aber waren sie das?

Der Schein trügt, denn wie so oft gibt es nur eine reiche Oberschicht. Und diese legt das Recht willkürlich fest und willkürlich aus. Und vor allem übernimmt sie keinerlei soziale Verantwortung, die ihnen Mose doch einst gepredigt hatte. Und so ging die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander.

Es gab prächtige, feierliche Gottesdienste. Man sonnte sich im wirtschaftlichen Erfolg und sah ihn sogar als Segen Gottes an. Allerdings ging es den Menschen eher darum zu sehen und gesehen zu werden, sich öffentlich darzustellen und dich bewundern zu lassen.

Und genau in diese Situation spricht der Prophet Amos, indem er sagt: „Lasst mich in Ruhe mit dem Lärm eurer Lieder! Auch euer Harfenspiel mag ich nicht hören! Vielmehr soll das Recht wie Wasser strömen und Gerechtigkeit wie ein Bach, der nie versiegt“ (Amos 5,23-24 BB).

Amos sagt nichts anderes als: Hört auf, so fromm zu tun und ändert euren Alltag! Wenn ich mir Amos und sein Auftreten in Israel so anschaue, seine Kritik an der Gesellschaft und seine Kritik an den Gläubigen, dann entdecke ich so einige Parallelen zu heute.

Ich finde es erstaunlich, wie diese Schriftstelle uns verdeutlicht, dass Gott sich weniger darum schert, wie gut wir anbeten oder wie toll unsere Pflichten sind, wenn wir die Menschen, die er geschaffen hat, nicht so behandeln, wie wir ihn anbeten.

Es gibt immer eine Verbindung zwischen unserer Beziehung zu Gott und der Art und Weise, wie wir mit den Menschen umgehen, die Gott in unser Leben lässt, und sogar mit den Menschen, denen wir begegnen; oder wie wir mit ihnen umgehen sollten: gerecht und rechtschaffen.

Ich wünsche mir heute, dass die Art und Weise, wie wir mit Gott umgehen, mit der Art und Weise, wie wir mit den Menschen umgehen, in Einklang gebracht wird und dass ein Raum entsteht, in dem wir alle lernen, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst.

Wie können wir von Gott erwarten, dass er uns und unser Leben segnet, wenn wir die, die er in unser Leben stellt, nicht so behandeln, wie er es sich wünscht? Besonders die, von denen wir vielleicht „nichts“ erwarten können oder die, die uns eigentlich fremd sind und die wir eigentlich nicht mögen?

Kann Amos unser Gewissen schärfen?

Sei gesegnet!

„Du bist ein Geschöpf Gottes! Glaube es, verhalte Dich danach und behandle andere so, wie Du von Gott behandelt werden willst!“ (R. K.).

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